Eine datengetriebene Versicherung hat spannende moralische und ethische Fragen. Wie sollte man damit am besten umgehen?
Andrew Shaw ist CEO und Gründer der Firma Coya, eine Online-Versicherung, die Daten nutzt, um Risikoentscheidungen zu treffen.
In dieser Podcast-Episode sprechen wir mit Andrew über die Chancen und Gefahren von Daten im Versicherungs- und Gesundheitssektor, welche moralischen und ethischen Probleme in diesen Branchen warten und wie man sie lösen kann.
In seinem ersten Job im Investment- und Banksektor war Andrew für die Optimierung von Risiken verantwortlich. Wie das funktioniert? Er sammelte einen großen Datensatz über jeden Kunden und erstellte eine personalisierte Vorhersage über das Risiko, das ein Kunde trägt. Die Grundlage war das tatsächliche Verhalten des Kunden und nicht eine traditioneller großer “bucket of risks”, wie Andrew es nennt. Er bezog nicht nur das Social-Media-Verhalten der Kunden ein, sondern auch Informationen über ihre Interaktionen mit einer Website oder darüber, ob sie beispielsweise die Geschäftsbedingungen lesen.
Nach seinem ersten Job beschloss Andrew, seine Erkenntnisse zu nutzen, auf eine andere Branche zu übertragen und zu prüfen, ob er durch Kundendaten wieder bessere risikobasierte Entscheidungen treffen könnte. Der Versicherungssektor schien dafür perfekt zu sein, da er immer noch mit Daten arbeitet, die auf verschiedene Systeme verteilt sind und nicht über eine zentrale Informationsquelle über den Kunden verfügt. Letztlich führt dieses Problem zu viel Misstrauen auf Seiten der Kunden, was Andrew das “Trust Paradox” nennt:
Kunden zahlen jahrelang pünktlich ihre Versicherungskosten. Wenn sie jedoch einen Schadensfall haben, warten sie viel zu lange auf ihre Auszahlung. Das liegt daran, dass die Kunden einfach nur eine Akte in einem System sind.
Dieses Problem wollte Andrew durch die Verwendung von Daten, Transparenz gegenüber dem Kunden und durch die Erneuerung der veralteten Infrastruktur in der Versicherungsbranche ändern.
Aber wie geht eine Versicherung mit solch wertvollen und wichtigen Daten um? Coya ist ein deutsches, reguliertes Finanzinstitut und hat dadurch sehr strenge Kontrollen. Als reguliertes Unternehmen ist Andrew der Meinung, dass sie bessere Datenverwalter sind als beispielsweise ein typisches Start-Up.
Wenn die Leute immer noch Angst davor haben, einen Dienst wie eine Online-Versicherung zu nutzen, ist es laut Andrew am besten, ihre Gefühle ernst zu nehmen. Man sollte die Bedenken der Kunden mit Respekt ansprechen, ihnen erklären, warum die Daten gebraucht werden und wie sie selbst davon profitieren.
Andrew sieht einen der nächsten großen Trends in der Verwendung von Daten als Zahlungsmittel. Da dies bedeutet, dass Daten tatsächlich einen realen Wert haben, ist er der Meinung, dass die Kunden davon profitieren könnten, wenn sie Zugang zu ihren Daten geben.
Beispielsweise könnten sie eine Apple Watch von ihrer Versicherung erhalten und im Gegenzug die damit gesammelten Daten zur Verfügung stellen. Eines der möglichen Ergebnisse davon wäre, dass die Versicherung in der Lage wäre, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt vorherzusagen. Sie könnten dann ihre Kunden warnen und tatsächlich deren Leben retten und außerdem die erwartete Lebensdauer unserer gesamten Bevölkerung erheblich verlängern.
Aber wie soll man mit diesen Vorteilen aus moralischer Sicht umgehen? Was wäre, wenn man einen Schlaganfall tatsächlich vorhersagen kann und die Versicherung dem Kunden einen Monat vor dem Schlaganfall kündigt, damit sie als Unternehmen Geld sparen könnte?
Wenn ihr mehr darüber hören wollt, welche zukünftigen Einsatzmöglichkeiten von Daten wir noch mit Andrew besprochen haben, dann hört euch unsere Podcast-Episode an!
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